Abgeschlossenes Projekt: Energiesparpotenziale in Haushalten von älteren Menschen
Ältere Menschen können durch die Optimierung ihrer Wohnsituation bis zu 4 Prozent zum jährlichen Energiesparziel der Energiestrategie 2050 für das Heizen von Wohnräumen beitragen.
Mit dem demografischen Wandel in der Schweiz werden die Kleinhaushalte sowie die Haushalte mit älteren Menschen und als Folge davon auch der Wohnenergieverbrauch deutlich zunehmen. Allgemein hängt der Energieverbrauch der Haushalte von vielen Faktoren ab. Dazu gehören der Wohnraumbedarf, das Alter und der Energiestandard des Gebäudes, die Art und Effizienz der Heizanlage, die Nutzungsintensität und die Gewohnheiten der Bewohner. Der Energieverbrauch pro Kopf wird zudem von der Grösse und Belegung des Haushalts beeinflusst.
Das NFP-71-Projekt "Energiesparpotenziale in Haushalten älterer Menschen" unter Leitung von Dr. Heinz Rütter, Rütter Soceco AG, und Dr. Werner Hässig, hässig sustech gmbh, hat untersucht, wie ältere Menschen wohnen und wie viel Energie sie dabei verbrauchen. Analysiert wurden zudem ihre Einstellungen zu Energieeffizienz- und Suffizienzmassnahmen sowie altersspezifische Hürden, die deren Umsetzung im Weg stehen. Auf dieser Grundlage wurden Massnahmen und Anreize entwickelt, getestet und bewertet sowie die entsprechenden Energiesparpotenziale berechnet. Der Schwerpunkt lag auf einer Reduktion der Wohnfläche durch die Förderung von Umzügen in kleinere Wohnungen, auf strukturellen Verdichtungen und auf energetischen Sanierungen. Nun liegen die Ergebnisse des Projekts vor.
Die Studie hat gezeigt:
- Der Wohnraum nimmt mit steigendem Alter deutlich zu. Das ungenutzte Energiesparpotenzial in Haushalten von älteren Menschen (Babyboomer) ist sehr gross.
- Der Umgang mit dem Altern und die Auseinandersetzung mit der künftigen Lebens- und Wohnsituation ist ein Schlüsselfaktor zur Ausschöpfung des Energiesparpotenzials in Haushalten von älteren Menschen. Besonders entscheidend ist der Zeitpunkt, zu dem die Kinder ausziehen. Die Studie hat jedoch gezeigt, dass dies derzeit noch ein Tabuthema ist – das Älterwerden und die sich verändernden Wohnverhältnisse sorgen für Verunsicherung, was die künftige Wohn- und Lebenssituation betrifft.
- Finanzielle Anreize haben sich bisher als unzureichend bzw. ohne entscheidenden Einfluss auf die Umsetzung von energetischen Sanierungen und Gebäudeverdichtungen erwiesen. Diese Massnahmen müssen ergänzt werden – mindestens durch wertorientierte Ansätze sowie umfassende Informations- und Beratungsleistungen.
- Im Bereich der Richtlinien und Rahmenbedingungen ist die Finanzierbarkeit (Tragbarkeit von Hypotheken) von energetischen Sanierungen und Gebäudeverdichtungen für über 60-Jährige ein grosses Hindernis. Innovative Anpassungen am bestehenden System sind dringend notwendig. Es besteht auch ein Potenzial für Anreizmassnahmen im Rahmen der Bauvorschriften.
- Der Wissenstransfer und die Umsetzung von Massnahmen zur Förderung von Energiesparstrategien sollten sich auf die Zielgruppen mit dem grössten Energiesparpotenzial konzentrieren: auf Eigentümerinnen und Eigentümer von Einfamilienhäusern, auf Investoren mit grossen Mietobjekten, auf Verwaltungen und Gebäudebetreiber sowie auf kleine und mittelgrosse Genossenschaften.
- Mit dem anschliessenden Umsetzungsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Hauseigentümerverband (HEV) wurde ein neues Format von Massnahmen entwickelt, getestet und evaluiert. An interaktiven Workshops wurden die Teilnehmenden motiviert, der Planung ihrer künftigen Wohnsituation mehr Zeit zu widmen.
- Die Modellberechnungen zeigen, dass die vorgeschlagenen Energiesparstrategien bis zu 4 Prozent zum jährlichen Energiesparziel der Energiestrategie 2050 für das Heizen von Wohnräumen beisteuern könnten. Die grössten Wirkungen erzielen die Strategien "Wohnmobilität" und "energieeffiziente Renovationen".
Bereits wurde im Auftrag von EnergieSchweiz und mit Unterstützung des Bundesamts für Wohnungswesen BWO das Folgeprojekt "EnWiA" lanciert (siehe ebenfalls in diesem Newsletter).