Teilen ist Sparen
Der Verkehr ist in den Industrieländern einer der grössten Energieverbraucher. Das Projekt zeigt, wie Systeme der geteilten Mobilität wie Carsharing, Bikesharing und Fahrgemeinschaften dazu beitragen können, den Verkehr energieeffizienter zu gestalten. Dazu wurden diese Systeme auf ihr Marktpotenzial und ihre Wechselwirkungen mit dem bestehenden Verkehrssystem untersucht.
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Eines der Hauptziele der Energiestrategie 2050 besteht darin, den Energieverbrauch zu senken. Geteilte Mobilität ist ein vielversprechender neuer Weg, um Energie zu sparen. Zum Beispiel kann stationsbasiertes Carsharing gemäss früherer Studien dazu beitragen, dass weniger Leute ein Auto kaufen und weniger mit dem Auto gefahren wird. Noch nicht geklärt war hingegen die Frage, ob andere Formen der geteilten Mobilität wie Bikesharing oder Fahrgemeinschaften ebenfalls einen positiven Effekt haben. Noch nicht genügend untersucht war zudem, wie solche Systeme heute genutzt werden und wie sie miteinander und mit dem restlichen Verkehrssystem interagieren, wenn sie kombiniert werden. Letztlich ist herauszufinden, ob und wie der (öffentliche) Verkehr mit geteilten Mobilitätsangeboten umgestaltet werden kann, damit der Energieverbrauch sinkt.
Zielsetzung
Die Auswirkungen der verschiedenen Formen der geteilten Mobilität auf das Gesamtsystem wurden mit einer agentenbasierten Verkehrssimulation (MATSim) untersucht. Mit einer solchen Simulation des gesamten Verkehrssystems können die tatsächlichen Effekte und Wechselwirkungen von geteilten Mobilitätsangeboten sogar für grosse Flotten ohne kostspielige Feldversuche untersucht werden. Um diese Simulationen so realistisch wie möglich zu gestalten, wurde der MATSim-Rahmen angepasst und durch empirische Daten zu in der Schweiz bereits bestehenden geteilten Mobilitätsangeboten erweitert. Es wurden verschiedene Zukunftsszenarien modelliert und evaluiert. Diese Szenarien bilden jeweils Kombinationen und unterschiedliche Verfügbarkeitsgrade für die verschiedenen Formen geteilter Mobilität ab und wurden im Hinblick auf Kosten und Nutzen sowie den Energieverbrauch bewertet.
Resultate
Die Ergebnisse sind vielfältig. Erste empirische Analysen zeigen, dass verschiedene Formen der geteilten Mobilität tatsächlich unterschiedliche Kundengruppen ansprechen und unterschiedlich genutzt werden. Grundsätzlich scheinen sie jedoch die Services und Netze des öffentlichen Verkehrs zu ergänzen und dazu beizutragen, dass Mitglieder solcher Netzwerke weniger Autos kaufen und weniger Auto fahren. Die Ergebnisse weisen ausserdem darauf hin, dass geteilte Mobilitätsangebote unter bestimmten Umständen und mit geeigneter finanzieller Förderung sogar eine effiziente Alternative zu netzgebundenen öffentlichen Verkehrsangeboten sein könnten. Damit geteilte Mobilitätskonzepte einen optimalen Nutzen im gesamten Verkehrssystem entfalten können, müssen sie vermutlich reguliert und integriert werden.
Bedeutung
Bedeutung für die Forschung
Dank der verschiedenen methodologischen Beiträge dieses Forschungsprojekts steht nun ein noch realistischerer Rahmen für Simulationen mit geteilten Mobilitätsangeboten in MATSim und für Analysen zum Einfluss solcher Angebote auf das Verkehrssystem zur Verfügung. Der Simulationsrahmen sowie die Verhaltensmodelle aus den empirischen Analysen können eine Grundlage für weitere Studien bilden, die sich mit den Auswirkungen von Carsharing oder sogar von selbstfahrenden Fahrzeugen auf das Verkehrssystem befassen.
Bedeutung für die Praxis
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit zeigen, dass geteilte Mobilitätsangebote das Potenzial haben, die Energieeffizienz des Verkehrssystems zu erhöhen. Die Szenarien liefern für die Verkehrsplanung Instrumente zur Steuerung der künftigen Entwicklung und ermöglichen es Mobilitätsanbietern, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Originaltitel
Sharing is Saving: how collaborative mobility can reduce the impact of energy consumption for transportation