Abgeschlossenes Projekt: Wege zu einem gesellschaftlichen Konsens
Bürgerinnen und Bürger müssen energiepolitischen Massnahmen zustimmen und unterstützen; in ihrer Rolle als Konsumentinnen und Konsumenten müssen sie sich diese aneignen und sie umsetzen.
Das NFP-71-Forschungsprojekt "Wege zu einem gesellschaftlichen Konsens" unter Leitung von Prof. Patricia Holm von der Universität Basel untersuchte folgende Fragestellungen:
- Wie beurteilen Einzelpersonen energiepolitische Massnahmen als Konsumentinnen und Konsumenten bzw. als Bürgerinnen und Bürger?
- Eignet sich "Futures Wheel" als Methode zur Einschätzung der Auswirkungen und der Bewertung von energiepolitischen Optionen mit dem Ziel, deren Akzeptanz im Voraus beurteilen zu können?
- Welches Potenzial haben Schulungen im Hinblick auf die Unterstützung der gesellschaftlichen Debatte über energiepolitische Optionen?
Einzelpersonen bewerten energiepolitische Massnahmen als Konsumentinnen und Konsumenten nicht gleich wie als Bürgerinnen und Bürger. Sie können differenzierte Informationen zu ihren Wahrnehmungen und Bedenken liefern, wenn sie Gelegenheit erhalten, mögliche Massnahmen im Voraus zu bewerten. Wenn Personen energiepolitische Massnahmen aus Konsumentensicht beurteilen, berücksichtigen sie verschiedenste Bereiche ihres Lebens wie die Lebensqualität, ihre verfügbaren Ressourcen und ihre Emotionen. Wenn sie hingegen energiepolitische Massnahmen aus Bürgersicht beurteilen, dominiert die Sorge darüber, wie solche Massnahmen das Wohlergehen von anderen beeinträchtigen, ob sie gerecht sind, wie effektiv damit die Natur geschützt wird und wie wirksam sie im Hinblick auf Verhaltensänderungen sind. Einzelpersonen können als Bürger an Debatten über die künftige Energiepolitik teilnehmen, weil sie nicht in erster Linie ihre eigenen Interessen vertreten. Somit sind Einzelpersonen einerseits als Konsumenten und andererseits als Bürger Anspruchsgruppen mit einem jeweils spezifischen Blickwinkel, der andere Blickwinkel ergänzt, zum Beispiel die Sichtweise der Politik, der Fachwelt oder staatlicher Instanzen.
"Futures Wheel" ist ein leicht zugängliches und aussagekräftiges Instrument, um in Erfahrung zu bringen, wie die Bevölkerung aus Konsumentensicht bestimmte Massnahmen wahrnimmt und welche Bedenken vorhanden sind.
Die Menschen in der Schweiz haben nicht unbedingt das Gefühl, Teil eines gesellschaftlichen Entscheidungsprozesses zu sein und eingeladen zu sein, sich als Bürger in energiepolitische Debatten einzubringen. Die Fähigkeit der Bevölkerung, sich an Debatten über die zukünftige Energiepolitik zu beteiligen, muss durch die Vermittlung von Bürgerkompetenz bei Erwachsenen gefördert werden. Selbst kurze Schulungen zur Förderung der Bürgerkompetenz bei Erwachsenen lassen sich so gestalten, dass sie Wirkung zeigen. Solche Aktivitäten werden gut aufgenommen und sind attraktiv, wenn sie sich auf individuelles und gegenseitiges Lernen sowie auf Austausch und Beratung konzentrieren.
Fragen zur Lebensqualität und Gerechtigkeit werden sowohl aus Konsumentensicht als auch aus Bürgersicht hoch gewichtet. Daher sollte bei der Gestaltung der Umweltpolitik und bei der Suche nach Unterstützung und Akzeptanz für politische Massnahmen die Lebensqualität berücksichtigt werden.